… auf der Website für Musik- und Bewegungsspiele für die Sekundarstufe I und II! Sie ist im Rahmen meiner Diplomarbeit entstanden und für (Musik-)Lehrpersonen gedacht, welche gerne mehr Bewegung, Spiel und Spass in ihren Unterricht einbauen möchten.
Die Spiele stammen aus verschiedensten Quellen; den jeweiligen Urheber findest du im Kurzbeschrieb jedes Spiels. Der Zugang zu gewissen Spielen ist zudem passwortgeschützt. Wenn du Interesse am Zugangscode hast, kontaktiere mich über das Kontaktformular!
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Spielen auf der Sekundarstufe?
Während spielerisches und bewegtes Lernen auf der Grundschule gang und gäbe ist, nimmt Ersteres mit zunehmender Schulstufe ab. Dabei bieten Musik- und Bewegungsspiele gerade auf der Sekundarstufe einen enormen Mehrwert! Im Rahmen meiner Diplomarbeit haben sich diesbezüglich folgende zehn Punkte herauskristallisiert:
Musik- und Bewegungsspiele…
Jugendliche stehen entwicklungspsychologisch in einem Spannungsfeld zwischen Kind-Sein und Erwachsen-Werden, zwischen inneren Veränderungsprozessen und dem Anpassungsprozess an äusserliche normative Einschränkungen, zwischen Autonomiebestreben und dem Wunsch nach einer führenden und schützenden Hand: Hier kann das Spielkonstrukt als «Katalysator» von angestauten Spannungszuständen und Emotionen dienen. (Regel-)Spiele, welche den demokratischen Erziehungsstil anhand vorbestimmter Grenzen widerspiegeln, gleichzeitig jedoch auch Raum für Eigenverantwortung und Selbsterfahrung bieten, können von der Lehrperson zudem als Tool eingesetzt werden, um diesem Spannungsfeld adäquat zu begegnen. Der Bewegungsaspekt indessen hilft den Schülerinnen und Schüler eine eigene Persönlichkeit und Identität zu entwickeln, einen verantwortungsbewussten Umgang mit sich und ihrem Körper zu finden und so ihr Selbstwertgefühl zu steigern.
Spielgemeinschaften sind «Gesellschaften im Kleinen», in denen auch komplexe Anforderungen des Lebens abgebildet sind, deren Umgang im Spiel geübt werden kann. Gerade Regelspiele mit Wettkampfcharakter stehen dem Ernst des Lebens und der kompetitiven Berufswelt sehr nahe und können den richtigen Umgang mit sozialen Regeln, Stress, Frust und Enttäuschung vermitteln. Bewegung ist derweil die erste Voraussetzung, um überhaupt mit der Umwelt und den Mitmenschen in Kontakt treten zu können. Durch die Kombination und die Abwechslung von kompetitiven und kooperativen Regelspielen sowie Wahrnehmungs- und Improvisationsspielen können verschiedenste Sozialkompetenzen wie die Kommunikations-, Wahrnehmungs- und Konfliktfähigkeit, aber auch die Fähigkeit zur Teamarbeit, Toleranz und Kreativität gefördert werden.
Für den Rezipienten interessante und faszinierende Lerninhalte werden besser abgespeichert als Inhalte, welche kein Interesse wecken. Gerade Jugendliche sind ständig mit inneren Optimierungsprozessen beschäftigt und bevorzugen aus den gemachten Erfahrungen diejenigen, welche langfristig für sie Bedeutung haben und die sie mit neuen Erfahrungen verknüpfen können. Für Lehrpersonen sind Musik- und Bewegungsspiele eine Möglichkeit, zumindest das situationsspezifische, wenn nicht sogar persönlich-individuelle Interesse der Schülerinnen und Schüler anzusprechen, da letztere die Spieltätigkeit vorwiegend aus ihrer Freizeit kennen. Gleichzeitig wird ein Gegengewicht zu der zunehmenden kognitiven Beanspruchung des Schulalltags geschaffen. Spielkonstrukte, welche bereits bekannte Spielelemente beinhalten, sind für die Vermittlung eines spielfremden Förderziels oder Lerninhalts derweil besonders geeignet, da sie eine sofortige emotionale Beteiligung der Spielenden auslösen.
Lernpsychologisch gesehen sollten Fehler nicht zu Beschämung oder Tadel führen, sondern als essentieller Teil eines Lernprozesses angesehen werden. Im Spiel werden Fehler automatisch mit mehr Humor aufgenommen und sind sogar oftmals ein integraler Teil für den Spielablauf und den Spielspass. Bei Spielen mit Wettkampfcharakter geben sich Schülerinnen und Schüler zudem meist mehr Mühe keine Fehler zu machen um ihre Gewinnchancen zu erhöhen, während Misserfolg auf «externale» Ursachen (wie z. B. auf einen sehr starken Gegner) zurückgeführt werden können, womit das Selbstwertgefühl stabil bleibt. Eine humorvolle Herangehensweise hat jedoch nicht nur einen positiven Einfluss auf die Fehlerkultur und das Lernklima, sondern auch auf die emotionale und physische Gesundheit der Spielbeteiligten, da Humor als präventives und konfliktlösendes Mittel von schwierigen Situationen dienen kann.
Spielabläufe sind oftmals ein Wechselbad an Emotionen, Anspannung und Entspannung und können so sowohl die Aufmerksamkeit wie auch die Leistung und Motivation der Schülerinnen und Schüler während des ganzen Spielverlaufs aufrechterhalten. Unerwarteten Ereignissen wird zudem mehr Aufmerksamkeit geschenkt als absehbaren, während Ungewissheit den Reiz des Spiels und der innewohnenden Aufgaben steigert. Flow-Erlebnisse entstehen dann, wenn das Aktivierungsniveau (zum Beispiel in Form von leichtem Stress oder Bewegung) weder zu weit unterschritten noch überschritten wird; in Bezug auf die Aufgabenstellung dürfen die Schülerinnen und Schüler somit weder unter- noch überfordert sein. Eine Überschreitung des Optimalniveaus im Spiel ist derweil sehr unwahrscheinlich, da das Angsterleben reduziert wird, während sich die Schülerinnen und Schüler innerhalb einer sicheren und geregelten Umgebung ausprobieren können; immer im sicheren Wissen, dass das Spiel jederzeit unterbrochen werden kann.
Ein wichtiges Merkmal von Spielen ist die innewohnende Wiederholung von Handlungen, denn erst durch Wiederholung können Kompetenzen überhaupt angeeignet und verbessert werden; auch Fachwissen wird erst über das repetitive Abrufen langfristig im Gedächtnis gespeichert. Die stete Verbesserung der geübten Kompetenzen und der Spassfaktor in den Spielen ermutigen die Schülerinnen und Schüler wiederum zu weiteren Wiederholungen, wobei Variationen im Spiel für die nötige Abwechslung sorgen und die Flexibilität der Spielbeteiligten fordern. Schülerinnen und Schüler riskieren bei Aufgabenstellungen im Spiel zudem oft mehr als beim herkömmlichen schulischen Lernen, was ebenfalls mehr Selbst-Herausforderung, Erprobung und vielfältiges Üben mit sich zieht. Der selbstgeäusserte Wunsch nach einer Wiederholung des Spiels von Seiten der Schülerinnen und Schüler ist ferner ein deutlicher Nachweis für eine intrinsische Motivation und dass die Spielhandlung den vorhandenen Bedürfnissen und Interessen entspricht.
Etliche Untersuchungsergebnisse aus dem Gebiet der Kognitionswissenschaft und der Neurobiologie bestätigen einen Einfluss von körperlicher Aktivität auf das Lernen. Sport- und Musikstudierende zeigen laut Studien z. B. eine bessere mentale Rotationsleistung als Studierende der Erziehungswissenschaften – ein Umstand, der sich auf die vielen Übungsstunden und damit einhergehenden motorischen Fertigkeiten zurückführen lässt. Schülerinnen und Schüler mit einer grossen aeroben Fitness weisen ebenfalls bessere akademische und musikalische Leistungen auf als unfittere Schülerinnen und Schüler. Neurologisch lässt sich dies insbesondere anhand des Anstiegs des Nervenwachstumsfaktors BDNF und verschiedener Neurotransmitter sowie an der Erhöhung der grauen Substanz in unterschiedlichen Gebieten des Gehirns feststellen.
Musik- und Bewegungsspiele können den Unterrichtsalltag und die Lernumgebung vielseitiger, aktiver und bewegter gestalten, indem sie als kurze Bewegungspausen in den Musikunterricht eingebaut werden. Studien zeigen im Anschluss von kurzen körperlichen Aktivitäten eine Leistungssteigerung und eine Verlängerung der Aufmerksamkeitsspanne der Schülerinnen und Schüler. Aus der Forschung ist zudem bekannt, dass Unterrichtsstoff unter positiven Bedingungen gründlicher verarbeitet und abgespeichert wird als unter Stress und negativer Emotionalität. Im Gegenzug hebt sich die Stimmung bei erfolgreichem Lernen und bei Aha-Erlebnissen, da gleichzeitig Dopamin im präfrontalen Cortex ausgeschüttet wird: Ein Prozess, der sich auch bei körperlicher Aktivität bemerkbar macht. Bewegung hat jedoch nicht nur einen positiven Effekt auf den Gemütszustand, sondern bei regelmässiger Ausübung im Schulalltag auch einen langfristigen Einfluss auf die geistige und physische Gesundheit der Schülerinnen und Schüler und auf das Schulklima.
Gespeicherte Informationen bestehen nicht nur aus dem Lernstoff, sondern auch aus allen dabei mitgespeicherten Wahrnehmungen wie Gerüchen und Emotionen; je mehr Erfahrungen zu einem Bereich gemacht werden, desto tiefer und länger andauernd ist das Verständnis und die Abspeicherung des Gelernten. Der Einbezug des Körpers hat ebenfalls Einfluss auf den kognitiven Prozess und hilft Gelerntes über die Körpererinnerung abzuspeichern. Das Embodiment-Phänomen wird derweil in der Kognitionswissenschaft als wichtiges Untersuchungsfeld betrieben: verschiedenste Studien – u. a. zum Lösen von mathematischen Problemen oder zum Lernen von Fremdwörtern – belegen die Annahme, dass körpernahes Lernen effizienter ist als rein abstraktes Lernen. Neurobiologisch lässt sich dies unter anderem mit der Entstehung eines dichteren Netzes neuronaler Verknüpfungen erklären.
Für den Wahrnehmungsprozess von musikalischen Phänomenen werden insbesondere das auditive, das kinästhethische, das taktile und das vestibuläre System beansprucht. Gerade musikalische Phänomene wie Rhythmus, Puls, Auftakt und Synkope, oder das Verstehen von Tonhöhenbeziehungen sind zunächst nur über den Körper und die sinnliche Wahrnehmung erfahrbar, bevor sie in einem nächsten Schritt kognitiv verstanden werden können. Schülerinnen und Schüler ohne musikalische Erfahrung profitieren deswegen besonders vom Lernzugang über das ureigenste Instrument: den Körper. Körper und Wahrnehmung befinden sich diesbezüglich in einer steten Handlungsschleife zueinander, in der sensorische Informationen (wie z. B. auditive Eindrücke) mit der körperlichen Umsetzung abgeglichen und bei Bedarf korrigiert werden. Zu guter Letzt tragen die verschiedenen sensorischen Herangehensweisen den verschiedenen lernpsychologischen Lerntypen Rechnung.
„Denn, um es endlich auf einmal herauszusagen, der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ (Friedrich Schiller)